Hallo :)
Meine Tochter ist seit Mai 2024 in psychologischer Behandlung aufgrund von sozialen Ängsten, Panikattacken, Depressionen und einer Esstörung. Ich war vor ca. 3 Wochen zum Gespräch bei der Psychologin eingeladen und dort meinte sie, dass sie mit meiner Tochter keine Fortschritte macht, da sie nicht viel redet und sich nicht wirklich öffnet. Sie sagte, dass sie nur unter der Voraussetzung weiter mit ihr arbeiten kann, wenn wir uns um weitere Hilfe kümmern, wie z.B. einen Psychiater, der evtl. Medikamente verschreiben kann oder eine Tagesklinik oder ein stationärer Aufenthalt.
Ich muss dazu sagen, dass meine Tochter schon immer ein zurückhaltendes Kind war und immer eher ruhig. Es wurde seit dem Kindergarten schon immer zu uns gesagt, dass sie so schüchtern ist und nicht redet. Das zog sich auch durch die ganze Schulzeit bis heute. Es ist aber wirklich so schlimm, dass sie nicht wirklich mit Leuten sprechen kann. Mit uns zu Hause geht es gut und mit ein paar Schulkameraden auch, die sie schon lange kennt. Ansonsten ist es auch innerhalb der weiteren Familie schwierig mit der Kommunikation mit anderen. Sie hat gar kein Selbstbewusstsein und sagt lieber gar nichts bevor sie was falsches sagen könnte. Sie macht auch außerhalb der Schule mit niemandem etwas.
Nun sind wir gestern in einer Klinik gewesen zum Erstgespräch und eventuellen Aufnahme, aber als wir da raus waren hat sie gleich gesagt, dass sie da niemals hingehen wird. Es war ihr sehr unangenehm dort unter den fremden Leuten zu sein, sie fühlte sich deutlich unwohl und redete natürlich auch kaum. Nun ist sie ja mittlerweile 17 und wird im Oktober diesen Jahres 18. Ich weiß nicht mehr was ich noch mit ihr machen soll. Ich habe ihr nun auch eine Tagesklinik vorgeschlagen, da wäre sie dann abend und nachts zu Hause. Oder erstmal eine Vorstellung beim Psychiater, der dann vielleicht Medikamente verschreiben kann. Aber auch da weiß sie nicht, ob sie das alles will und kann. Sie kann auch einfach absolut keine Entscheidungen treffen. Ich versuche sie immer zu verstehen und in der Hinsicht auch eher verständnisvoll als fordernd. Sollte ich das ganze einfach einfordern und die Entscheidung für sie treffen und sie muss es denn machen? Aber es heißt ja auch immer, dass sie es aus eigenen Stücken wollen muss. Ich bin langsam einfach nur noch ratlos. Soll ich einfach konsequenter und härter sein? Ich möchte ja auch das sie sich zu Hause wohl fühlt und sie einen safe place hat, aber vielleicht ist das auch einfach der falsche Weg? Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mal davon berichten. Sorry für den langen Text
Guten Abend Janina86,
mein Name hier ist bke-Lorenz Bauer, ich bin Moderator hier im Elternforum und heiße Sie im Namen unseres ganzen Moderator*innen-Teams herzlich willkommen😊! Schön, dass Sie den Weg mit Ihren Sorgen und Fragen zu uns gefunden haben.
Sie schreiben von Ihrer 17-jährigen Tochter, die unter sozialen Ängsten, Panikattacken, Depressionen und einer Essstörung leidet und seit einem Dreivierteljahr in therapeutischer Behandlung ist. Zudem ist schon immer sehr schüchtern und tut sich schwer, mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen. Nun hat die Therapeutin quasi für eine Weiterbehandlung die Bedingung gestellt, sie müsse zusätzlich zu einem Psychiater oder auch in eine Klinik. Hm..., kann mir gut vorstellen, dass das kein leichtes Unterfangen für Ihre Tochter und damit natürlich auch für Sie als Mutter (Sie sind doch Mutter?) ist. Daher möchte ich erst einmal meinen Respekt ausdrücken, dass Sie den ersten Schritt gemacht haben und einen Termin in der Klinik wahrgenommen haben.
Dass Ihre Tochter sich einen stationären Aufenthalt zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen kann, ist aus ihrer Perspektive nachvollziehbar und auch nicht ungewöhnlich. Sich auf einen stationären Klinikaufenthalt einzulassen, ist ja auch eine Herausforderung, kein "Spaziergang" und nicht selten ein Prozess. Möglicherweise überfordert Ihre Tochter es, eine Entscheidung zu treffen gleichzeitig scheint es mir fraglich, in der jetzigen Situation die konsequentere oder härtere Schiene zu fahren. Etwas dazwischen vielleicht, was Sie wahrscheinlich schon lange tun, nämlich sie immer wieder zu motivieren, zu schieben, zu begleiten und dennoch an Ihrem Verständnis festzuhalten. Was halten Sie von diesem Gedanke?
Sie schreiben, nicht mehr weiter zu wissen... Gleichzeitig haben Sie auch schon gute und plausible Ideen für nächste Schritte geliefert: Besuch bei einer Kinder- und Jugendpsychiater*in und Tagesklinik. Beides Angebote, für die es sich lohnt, "sich reinzuhängen". Alles Weitere wird sich nach dem Kennenlernen zeigen, ein Schritt nach dem anderen. Sie sind ja bereits auf dem Weg, mag er auch anstrengend sein.
Soviel mal von meiner Seite. Liebe Eltern hier im Forum, was aus Ihrem großen Erfahrungsschatz können Sie denn mit Janina86 teilen? Ich freue mich auf weitere Beträge und Austausch!
Viele Grüße und einen schönen Abend,
bke-Lorenz Bauer
Ps: Haben Sie schon an eine Einzel-/Mailberatung gedacht?